Was Versender gegen Paketpreiserhöhungen tun können

Mit diesen Maßnahmen wehren sich Unternehmen (Versandhändler, Onlinehändler) gegen anstehende Paketpreiserhöhungen.

Es grummelt in der KEP-Branche. Und dieses Mal könnte daraus eine mittlere Eruption werden. Permanent steigende Volumina und ein hausgemachter Fahrermangel bringen das System der letzten Meile mit der Zustellung bis an die Haustür an seine Grenzen.

Mit Gegenmaßnahmen versuchen die Paketdienstleister dem Kostendruck entgegenzuwirken.

(1) DHL hat  die Zustellraten (Lieferzeitversprechen für den nächsten Tag) still und heimlich für Standardpakete saisonal auf unter 90 % angepasst.

(2) Hermes bedachte im Weihnachtsgeschäft diverse Kunden bereits mit „Strafzöllen“ (anderes Wort für lastabhängige Preiserhöhungen) und führte punktuell Obergrenzen für Paketeinlastungen ein.

(3) Und viele Versender berichten, dass sie mit Preiserhöhungen von bis zu 10 % im Paketbereich konfrontiert worden sind.

Die Zeichen sind eindeutig: Versender dürfen sich auf fortwährende Preisanpassungen einstellen. Versandkosten von unter 3,00 € für eine standardisierte Paketsendung werden dann bald für einige Händler Geschichte sein.

Da der KEP-Markt von einigen wenigen Versendern getrieben wird, die wiederum auf einige wenige carrier setzen, bleiben die Preiserhöhungen wohl an den kleinen bis mittleren Händlern hängen. Insofern wäre es an der Zeit, über strukturelle (carrier-unabhängige) Veränderungen in den Prozessen nachzudenken. Und diese liegen u.a. in der IT und in der Logistik.

Hier eine kurze Auflistung von Denkansätzen:

Sendungssplit: Im Kosmos der Systeme (Webshop, WaWi, Ordermanagement-System, LVS) können die korrekten Bestandszahlen durchaus mal voneinander abweichen. In der Praxis gibt es  gelegentlich orders, die im shop Bestand haben, aber nicht in einem der „orderausführenden“ Systeme. Somit kann die order nicht erfüllt werden und erhält den flag „backlog“. Es bedarf hier regelmäßiger checks, ob die Bestände in den Systemen korrekt sind.

Nachlieferungen: Sicher, inzwischen ist der Kunde daran gewöhnt für 5 bestellte Artikel 3 Sendungen an 2 Tagen von 2 Paketdiensten zu erhalten. Die Frage ist nur: Muss das dauerhaft so sein. Ich weiß, Umsatz schlägt Logistik. Aber irgendwann kommen wir an den Punkt, wo die Anzahl an Teillieferungen die Marge der Bestellung auffrisst.

Sortiments-Strategie: Was gehört in welcher Menge aufs Lager? Wann wird nachbestellt? Und wann trifft die bestellte Ware im Lager ein? Alles, was sowohl im Shop als auch im Lager verfügbar ist, löst keine Nachlieferungen aus.

Bei den oben genannten Themen ist vor allem das abteilungsübergreifende Zusammenspiel von Einkauf (Disposition), Vertrieb (Webshop) und Logistik gefragt. Hier liegen erfahrungsgemäß die größten Optimierungshebel.

Die richtige Lieferadresse, der richtige Kunde dazu, mit der passenden Bonität – kurzum, zahlreiche Stilmittel, die im Rahmen des Ordermanagements dafür Sorge tragen, dass eine hohe Anzahl an Sendungen auch den „realen“ Empfänger erreicht.

Versandkartonagen: In Stichproben bei Händlern stellte ich bisweilen Füllgrade von 50 % fest, die aufwendig mit Luftpolsterfolie oder anderen Materialien ausgefüllt worden sind. Es gibt natürlich ein Verhältnis zwischen der Größe eines Paketes und dem Preis, auch wenn das ein Carrier häufig nicht sagt.

Fehler beim Picken eingrenzen: Alle Pakete mit einem falschen Artikel kommen wieder zurück. Im schlechtesten Fall zahlt man für einen fehlerhaften Auftrag 3x Versandkosten (2x hin und einmal Retour, zzgl. Prozesskosten Lager). Es macht also in jedem Fall Sinn, die Prozesse hinsichtlich Abwicklungsqualität zu trimmen (der richtige Artikel in der richtigen Mengen im richtigen Paket).

Stammdatenpflege I: Volumen (in Liter) und Gewichte von Pakete erfassen.

Stammdatenpflege II: Volumen (in Liter) und Gewichte von Pakete auch ausschreiben (wenn Sie erfasst worden sind). Dies gilt auch für Retouren.

Stammdatenpflege III: Die gestiegenen oder reduzierten Volumen (in Liter) und Gewichte als Argumente in den Verhandlungen einsetzen.


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Sprechen Sie mich an: Timo Koch – Tel. 030 – 5655 3370